Tartu

Tartu

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Tạrtu,
 
deutsch Dọrpat, Stadt im Süden von Estland, 59 m über dem Meeresspiegel, am Embach, 101 700 Einwohner; neben Tallinn der wichtigste wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Estlands; Universität (1632 gegründet), Landwirtschafts-, Kunsthochschule, Museen (u. a. Kunstmuseum, Museum für Klassische Altertumskunde, Museum für Estnische Volkskunde), botanischer Garten; Landmaschinen-, Apparate- und Gerätebau, haushaltchemische, Nahrungsmittel-, Holz-, Leder- und Textilindustrie; Verkehrsknotenpunkt.
 
 
Von der Stadtbefestigung (14.-17. Jahrhundert) sind nur einige Reste erhalten. Auf dem Domberg befindet sich die Ruine der basilikalen romanischen Domkirche Sankt Peter und Paul. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet, im 14. Jahrhundert gotisch umgebaut und erhielt im 15. Jahrhundert einen Hallenchor und zwei West-Türme; der Zerfall setzte bereits im 16. Jahrhundert ein. Der erhaltene Chorraum wurde 1806 zur Bibliothek umgebaut, die heute Teil des hier eingerichteten Historischen Museums der Universität ist. Die mit Terrakottaplastik dekorierte Johanniskirche aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde 1944 zerstört (Ruine erhalten; Restaurierungsarbeiten im Gange). Nach dem großen Brand von 1775 entstanden u. a. das Rathaus (1782-86), die Steinerne Brücke (1775-84, im 2. Weltkrieg zerstört) und die Universitätsgebäude (1803-09) im Stil des russischen Klassizismus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden u. a. die Paulskirche (1915-17, Innendekoration bis 1919; 1966 umgestaltet) von Eliel Saarinen, das Theater »Wanemuine« (1906, Umbau 1939; im 2. Weltkrieg ausgebrannt) von A. E. Lindgren und das Kleine Schauspielhaus (ehemaliges Deutsches Theater, 1918) errichtet. Mit dem Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt nach 1944 (Generalbebauungsplan) entstanden neue Wohngebiete und öffentliche Bauten (u. a. Staatliches Akademisches Theater »Wanemuine«, 1971, anstelle des zerstörten Gebäudes).
 
 
Die estnische Siedlung Tạrpatu wurde 1030 von dem Kiewer Fürsten Jaroslaw dem Weisen erobert, der die Burg erbaute. 1215 vom Schwertbrüderorden erobert und in Dorpat umbenannt, wurde es 1224 Bischofssitz und war im 13.-16. Jahrhundert eine bedeutende deutsche Hansestadt. 1558 russisch besetzt, kam Dorpat nach dem Livländischen Krieg 1582 unter polnisch-litauische Oberherrschaft, wurde 1600 von Schweden erobert und war seit 1603 wieder polnisch. Seit 1625 mit Umland wieder schwedisch, wurde Dorpat 1704 von Peter dem Großen erobert und kam im Frieden von Nystad (1721) auch offiziell an Russland. - Die Universität, 1632 von Gustav Adolf gegründet, 1710 eingestellt, war nach ihrer Wiedergründung (1802) nach dem Vorbild deutscher Hochschulen während des 19. Jahrhunderts bis zur Russifizierung (seit 1889) der geistige Mittelpunkt des baltischen Deutschtums.
 
In Dorpat wurden 1920 die Friedensverträge zwischen dem bolschewistischen Russland und Estland (2. 2.) und Finnland (14. 10.) geschlossen.
 
 
G. von Rauch: Die Univ. D. u. das Eindringen der frühen Aufklärung in Livland. 1690-1710 (Neuausg. 1969).

Universal-Lexikon. 2012.

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